HAMBURGER MENETEKEL

Wandzeitung


Werdet unregierbar

In den nächsten zehn Jahren werden viele von uns sich zwischen faschistische Bewegungen und ihre Ziele stellen müssen; nicht nur im physischen Raum, sondern auch im politischen, im medialen, kulturellen und rechtlichen Raum. Denn die Erben von Hitler und Mussolini versuchen, das humanistische Denken, den Rationalismus und die Wissenschaft aus diesen Räumen zu verdrängen. Wenn ich Recht habe, wird dies zu einem Globalen Frühling führen – danach wird die jetzige Zeit des Irrationalismus und der Fremdenfeindlichkeit wie die letzte Zuckung einer alten Welt der Hierarchien und des Aberglaubens erscheinen. Um dahin zu kommen, müssen wir eine Reihe von Reflexen entwickeln, die es uns ermöglichen, den Menschen radikal gegen Autoritarismus und Maschinensteuerung zu verteidigen.

 

Hier zum kompletten Artikel


#MENETEKEL MONTAG

Politiker*innen reagieren: Konstanz erkennt Klimakrise als akute Bedrohung an

Kaum zu glauben, doch es zeigt sich ein erster Lichtblick angesichts all der düsteren Vorhersagen der letzten Wochen! Denn: Als erste deutsche Stadt hat Konstanz am vergangenen Donnerstag den Klimanotstand ausgerufen und damit – endlich – auf die Forderungen der dortigen Fridays For Future-Aktivist*innen reagiert! Nun sind wir also einen ersten, kleinen Schritt weiter. Doch jetzt müssen auch wirklich Taten folgen. Grund zur Hoffnung gibt Bürgermeister Burchardt mit seinem Statement: „[Der Beschluss] ist ein Fundament, hinter [das] ein Gemeinderat und ich nicht mehr zurückwill und kann“. (mehr)

Auch in anderen deutschen Städten gibt es derartige Forderungen von Aktivist*innen. Der Städte- und Gemeindebund forderte sogar einen landesweiten ‚Masterplan Klimaschutz‘ und macht klar, dass bei diesem Thema ALLE zusammenarbeiten müssen: Bürger*innen UND Politik, und zwar auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene.

Manuel Oestringer von Fridays for Future Konstanz bewertet den Konstanzer Klimanotstand als „Notsignal, das klar aussagt: Wir müssen grundlegend etwas ändern“ (siehe hier).

 

Also: DRANBLEIBEN – denn es geht um unsere Zukunft!

 

Recherchiert und verfasst von #MenetekelMontag-Redakteurin Ronja Kopp

(Europa-Universität Flensburg)


#MENETEKEL MONTAG

Unser Untergang droht durch... Herrschaft der Wenigen

YALLEY2 RAZY7 ACES BARON GUCCI SPACE DREAMER 89

 

Wir stehen an der Weggabelung.

Sieben Gründe aber nur vier Asse.

Feudale Konzerne teilen den Raum auf.

Träumt die Mauern ein.

 

Tausend neue Glücksversprechen, tausend neue Träume – Globalisierung steht an der Wand in Hamburg Nord. Grenzenlose Welt? Schüler*innen lesen die Graffiti und lesen ihr Leben: Ein Kleid aus China, Flugzeugreisen auf andere Kontinente, Facebookfreund*innen aus einem Land, dass ich nie gesehen habe und Musik aus Argentinien auf den Ohren. Fühlt es sich so an, ein*e Weltbürger*in zu sein? Wer hat das Privileg sich so zu fühlen? Wer den Pass? Wie fühlt sich das Weltbürger*innendasein für die Näherin meines Kleides an?

 

Der einstige Drang von Christoph Columbus ferne Kontinente zu entdecken und Grenzen zu überschreiten erzeugte zahlreiche neue Grenzen – zwischen Globalem Norden und Globalem Süden, zwischen arm und reich, zwischen schwarz und weiß und auf Böden, die zuvor nur von natürlichen Grenzen, wie Flüssen, durchzogen waren.

 

Europäische Länder lösen Grenzen auf, um vereint die Steine der Mauern an die Außengrenzen zu tragen. Sie verschieben Grenzen der Menschlichkeit, lassen Menschen im Mittelmeer ertrinken. Westliche Länder ernten Wohlstand durch die Globalisierung, aber die Bäume wachsen auf anderen Böden. Sind Land Grabbing und Extraktivismus nicht nur eine Neukonzeption kolonialer Wirtschaftsstrukturen? Ob Freihandelsabkommen oder Trumpscher Protektionismus, ob clever verpackt oder offensichtlich abgrenzend, schlussendlich geht es immer um wirtschaftlichen Profit auf Kosten anderer.

 

Auch innerhalb der Landesgrenzen weiten sich Kluften der Ungerechtigkeit. Populist*innen offerieren das gelobte Land, bauen aber keine Brücken, sondern verteilen Schaufeln zum Graben neuer Kluften. Sie schmieren Honig um die laut schreienden Mäuler, der jedoch in die Tiefen der Schluchten tropft und Untergrundbewegungen nährt. Ist eine gemeinsame Gerechtigkeitsvorstellung nicht viel wichtiger als eine Leitkultur?

 

BrEXit, FrontEX, welches Europa wollen wir? Mehr davon oder weniger? Die Vereinigten Staaten von Europa? Wer regiert die Welt? Konzerne, Nationalstaaten oder ein Weltparlament? Oder sollen wir uns selbst regieren? Wer sind WIR? Wer sind die Anderen? Wer ist das Volk?

 

Lasst Euch eine Liedzeile von Sängerin DOTA mit auf den Weg zum futurologischen Kongress vom 24. – 26. Mai geben: „Warum schützt man die Grenzen der Staaten so gut und die Grenzen der Menschen so schlecht? […] Nicht aus Stacheldraht sollen sie sein, sondern aus Respekt.“

 

Ideen zu Europas Zukunft könnt ihr hier und hier nachlesen, eine hitzige Diskussion über die „europäische Demokratie: eine Illusion?“ findet ihr hier, das Schrumpfen zivilgesellschaftlicher Handlungsspielräume wird hier thematisiert und einen Abriss zur Problematik der Steuervermeidung durch multinationale Unternehmen gibt es hier.


#MENETEKEL MONTAG

Unser Untergang droht durch... Vereinnahmungen der Stadt

NO CREW HOOD TASTE KGB LOOT STONE

 

Kein Zusammenhalt.

Heimat schmeckt nach Geheimdienst.

Stadt als Beute.

 

Alle Spiegel fliegen hoch! Während in Harburg unser Untergang durch den steigenden Meeresspiegel prophezeit wurde, schreien die Wände in Hamburg Mitte die Gefahren des steigenden Mietspiegels in die Stadt hinaus.

 

Die Stadt ist Beute. So das Menetekel, so lesen es die Schüler*innen in den Graffiti ihres Bezirks. Und aktuelle Berichte und Forschungsarbeiten wie die Studie „Wem gehört Hamburg?“ zeigen, dass auch diese Prophezeiung nicht nur Schall und Rauch ist, sondern schon jetzt bedrückende Realität.

 

Die Stadt ist Beute, Miethaie lauern. Selten zeigt der Senat „auch mal Zähne“. Die Metaphorik verrät bereits: Der Wohnungsmarkt ist ein umkämpfter Raum. Persönliche Schicksale zählen in Kampfstrategien nicht. Sobald sich die Gelegenheit bietet, sind Großinvestor*innen zur Stelle, um ihr Geld in den gewinnverheißenden Gemäuern der populären Großstädte anzulegen. LOOT STONE. Die stärksten Bietenden bekommen den Zuschlag und das sind heutzutage oft internationale Pensionskassen. In Deutschland stellen diese mittlerweile die zweitgrößte Käufer*innengruppe dar. Sie sind bereit - und in der Lage - Höchstpreise für Immobilien zu bezahlen. Doch das soll sich natürlich lohnen. Damit es das tut, werden die Mietpreise mit aller Kraft angezogen und möglichst im Jahrestakt weiter erhöht und da das noch nicht reicht, werden Mieter*innen über fehlerhafte Nebenkostenabrechnungen weiter zur Kasse gebeten. Fällige Sanierungen werden als Modernisierungen ausgegeben, um weitere Mietpreissteigerungen zu rechtfertigen. Ein schneller Mieter*innenwechsel ist gewünscht, denn jeder Wechsel ist eine Chance, an den Rädern des Mietpreises zu drehen und die Mittel, um Mieter*innen zum Ausziehen zu bewegen, sind divers. Wer bei der nächsten Erhöhung nicht mithalten kann, muss weichen.

 

Dies ist schon jetzt vielerorts Praxis in Hamburg. Hier sind 443.000 Wohnungen weder selbstgenutztes Eigentum noch von gemeinwohlorientierten Unternehmen verwaltet. Wem die Wohnungen gehören, liegt meist im Geheimen. Anders als in anderen Ländern gibt es in Deutschland dazu nämlich kein Register. Mieter*innen und Vermieter*innen kennen sich nicht. Es gibt kein Zusammenhalt. NO CREW. Und Hamburg ist da nur ein Beispiel für ein Phänomen, von dem Menschen in Städten in verschiedensten Ländern betroffen sind.

 

Ein unmenschliches, unterwürfiges Mieter*innenleben entsteht. Geld wird Macht verliehen und Solidarität scheint fern. Warum tun Menschen sich das an? Warum strömen sie geradezu in die Städte? „Im Jahr 2050 werden mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben.“ Und welche Situation entsteht dadurch auf dem zurückgelassenen Land?

 

In einer Stadt zu leben, bedeutet Arbeitsteilung und damit auch Abhängigkeit. Sich selbst direkt mit Nahrung zu versorgen, ist im städtischen Umfeld so gut wie unmöglich. Doch die Strukturen in einem auf Wachstum und Globalisierung ausgerichteten Wirtschaftssystem scheinen ein Leben in Subsistenzwirtschaft für die meisten unmöglich zu machen. Im Globalen Süden wird Kleinlandwirtenden von Konzernen Land systematisch genommen und Menschen werden so in die Städte gedrängt.

 

Neben der Frage nach den Gründen für Urbanisierung und Landflucht springen folgende ins Auge: Welche Menschen haben die Möglichkeit in welchen Lagen der Stadt zu leben? „Muss ein Hartz-IV-Empfänger am Potsdamer Platz wohnen?" (Frage eines Immobilienkonzern-Vertreters in dem Film „Stadt als Beute“ von Andreas Wilcke). Und: Welche Folgen hat die soziale Segregation in der Stadt?

 

Nutzen Sie gerne die Zeit bis zum Futurologischen Kongress im Hamburger Schauspielhaus, um über diese und andere Fragen aus dem Themenkomplex zu sinnieren.

 

Hintergrundwissen zu den aktuellen Entwicklungen können Sie beispielsweise hier, hier, hier, hier und hier bekommen.


#MENETEKEL MONTAG

Unser Untergang droht durch...   Antibiotika-Katastrophe

MORON LÜGE EHEK LABOR RAUS PUER


 

Die Idioten erziehen dich zur Lüge. 
Es wird an tödlichen Bakterien gearbeitet. 
Nur wenige werden überleben.

 

Nach vielen Stunden des Sorgens und Händeringens merken wir wieder einmal: es ist kein Ende in Sicht mit den Schreckensmeldungen. Wir werden nicht verschont. Ob es ein Test ist, Schicksal, eine unglückliche Aneinanderreihung von schrecklichen Zufällen oder: sind die deutlichen Zeichen aus der Zukunft die angemessene Strafe dafür, dass wir ebenjene Zukunft zu lange nicht beachteten? – Wir wissen es nicht.

 

Schüler*innen aus Altona jedenfalls haben Entdeckungen gemacht, die eine weitere große Katastrophe voraussagen und überall auf der Welt reagieren Menschen erhitzt auf diese Warnungen.

 

Wir haben wieder alle Informationen gesammelt – und Freund*innen! Die Prophezeiungen sind nicht die Ausgeburt von verrückten Hellseher*innen, nein, sie sind manifest, überall um uns herum und in uns!

 

Denn wir stehen kurz vor der Ära, in der antibiotika-resistente Keime drohen, zur weltweiten Todesursache Nr. 1 zu werden. Erst Anfang 2019 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO multiresistente Keime zu einer der größten globalen Gesundheitsgefahren erklärt. Medizinische Versorgung und industrialisierte Tierhaltung verwenden Antibiotika, als gäbe es kein Morgen. Neue Mittel werden nicht oder nur langsam entwickelt, da in der Welt der Pharmakonzerne die Sorge um Profite größer ist, als jene um Menschenleben.

 

Die Zeichen der Zukunft bergen viele Fragen in sich: Wie kann eine Medizin aussehen, in der mit Antibiotika viel sorgsamer gehaushaltet wird, als es jetzt der Fall ist und wie wird das unsere Leben verändern? Warum wird über unsere Gesundheit in der privatwirtschaftlichen Logik verhandelt? Wie kann der weitflächige und vorsorgliche Einsatz von Antibiotika in der Massentierzucht in irgendeiner Weise gerechtfertigt werden? Wie kann es sein, dass tatsächlich noch ewig Gestrige denken, dass es mit Marktanreizen getan ist? Wie können sie sich verzweifelt gegen die Zeichen der Zukunft wehren und für immer im Phantasieland, was sie Vergangenheit nennen, verweilen wollen, anstelle zu sehen, was die Prophezeiungen nun schon so lange in sich tragen: dass wir die Krise nur mit tiefgreifendem Wandel überwinden können?

 

Wie schaffen wir es, in dem Sog von Profit- und Konsumsteigerung einen Raum für Besinnung, Räsonieren und Reflexion zu schaffen, in dem wir uns fragen können, wie wir eigentlich leben wollen und nicht blind den existierenden Infrastrukturen folgen?


#MENETEKEL MONTAG

Unser Untergang droht durch... Digitalisierung

NOB ERDE TEK DGR BRUNK USE CRU CHAOS

 

Unsere Erde ist uns entfremdet.

Die Wirklichkeit ist digital.

Pleite und benebelt stricken die User das Chaos.

 

In Wandsbek haben Schüler*innen die Zeichen an den Wänden entschlüsselt. Sie vermuten: Der Menschheit steht großes Unheil bevor, die Digitalisierung wird uns zerstören. 1010 – ja/nein – richtig/falsch – schwarz/weiß – lebendig/tot – virtuell/real – stehen wir vor dem Scheideweg? Apokalypse oder Paradies? Stürzt uns die Technik ins Chaos oder befreit sie uns aus dem Chaos? Oder müssen wir die Graustufen auf dem Weg zwischen schwarz und weiß, die Ordnung im Chaos sehen? Die digitale Revolution ist beides, Versprechen und Bedrohung.

 

Auf der ganzen Welt haben die Kämpfe begonnen: für und gegen die Technologien – für die Freiheit? Gesetze bedrohen unsere Meinungsfreiheit, Menschen werden zu Robotern gemacht, riesige Tech- Konzerne verkaufen uns perfekt auf uns zugeschnittene Informationserlebnisse und zementieren damit unsere Meinungsbubbles: Ist das die Demokratisierung durch das Internet? Inwiefern tragen wir selbst zu diesen Entwicklungen bei? Die Anonymität unseres virtuellen Ichs macht uns aggressiver und rücksichtsloser gegenüber Andersdenkenden. Auf der anderen Seite schaffen Hacktivists und sogenannte Social-Media-Revolutionen wie der arabische Frühling neue Gegenöffentlichkeiten. Wem gehören unsere Daten? Wer hat Zugang zum Internet? Wem kann man glauben? Wessen Interessen stehen hinter der Entwicklung von Technologien? Industrie 4.0, Landwirtschaft 4.0: Wie soll eigentlich der stetig steigende Energiedurst gestillt werden? Und haben wir dann alle keine Arbeit mehr? Sind Künstliche Intelligenzen die besseren Menschen? Gerechtere Entscheidungen als ihre menschlichen Pendants scheinen sie nicht unbedingt zu fällen, denn sie laufen Gefahr in der Gesellschaft vorherrschende Diskriminierung zu übernehmen. Sind sie wenigstens bessere Liebhaber*innen? Auch das Social-Scoring-System in China klingt wie eine düstere Zukunftsgeschichte: Wie viele Daumen nach oben oder unten sind wir davon entfernt?

 

Beim Futurologischen Kongress könnt ihr eure Zukunft diskutieren und Visionen entwickeln. Dieses digitale Sammelsurium an Wissen soll eine Grundlage bieten für den analogen Austausch in Hamburg Ende Mai. Wie Facebookdaten, Brexit und der US-Wahlkampf zusammenhängen, könnt ihr hier lesen. Über die Gefahren der smarten Stadt könnt ihr euch hier informieren und wo die Überwachung bereits vor eurer Tür stattfindet hier. Teleportation? Hintergründe zur Revolution der Quantentechnik gibt’s hier. Einen Überblick über die vielen neuen Begriffe in der Debatte um analog und digital könnt ihr euch hier verschaffen.


#MENETEKEL MONTAG

Unser Untergang droht durch...             Soziale Ungleichheit

ZERO MONEY SHURUP JUICE SYNDE NEUN X KLUG BONG BONG ISSO BONG

 

Die Armut ist Hustensaft mit Sprite.

Leck mich am Arsch.

Geiz ist geil.

 

Diese Hiobsbotschaft lasen Schüler*innen an den Wänden Eimsbüttels. In anderen Worten bedeutet das: Der Reichtum in unserer Gesellschaft ist immer ungleicher verteilt! Diese und andere himmelschreienden Ungerechtigkeiten machen ein friedvolles Zusammenleben unmöglich und stellen darum eine Bedrohung unserer Zukunft dar, sagen unsere jungen Graffiti-Deuter*innen. Mit dieser Ansicht stehen sie keinesfalls alleine da.

 

Armut - auch in Deutschland ein Problem. Dies ist zwar nichts Neues, doch steckt dahinter noch viel mehr: Denn wer reich ist, dessen Einkommen stieg in den vergangenen Jahrzehnten, insbesondere seit der Jahrtausendwende, „deutlich überdurchschnittlich“ - dies betrifft gerade mal die obersten 10% der Bevölkerung. Die Einkommen der ärmsten 40 % hingegen sanken sogar deutlich! So verfügt nunmehr die Hälfte der Menschen nur noch über 17% des Gesamteinkommens, 1960 war es knapp doppelt so viel. (Mehr dazu hier.)

 

Besonders von Armut betroffen und gefährdet sind Kinder und Jugendliche, ältere Menschen, Alleinerziehende, Migrant*innen und Langzeitarbeitslose. Im internationalen Vergleich wird klar: In kaum einem anderen Land hängt Wohlstand so sehr von der Herkunft ab wie hierzulande! Das belegt die Ende 2018 erschienene Studie der Hans-Böckler-Stiftung (zum Artikel).

 

Auch in Hamburg wird deutlich, wie groß diese Ungerechtigkeiten sind. Denn in unserer Stadt lebt neben 42.000 Millionär*innen fast ein Fünftel der Menschen in Armut – trotz wirtschaftlich robuster Lage!

 

Zwar finden die vier Jugendlichen aus Blankenese und Billstedt, die ZEIT online miteinander ins Gespräch gebracht hat, es „bescheuert“ so wenig voneinander zu wissen, doch steht am Ende dennoch die Aussage, dass sie wohl eher keinen Weg zueinander finden werden, da sie „ja wirklich aus verschiedenen Welten kommen. Die Vorurteile haben nun mal einen Kern. Wenn man ehrlich ist, da bleibt eine Mauer.“

 

Wird es am Ende gar zu großen Unruhen kommen wie in Frankreich, wo die sogenannten Gelbwesten schon seit mehreren Monaten immer wieder gegen bestehende Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, Entscheidungen zu Gunsten der Wirtschaft und Vielverdienenden auf die Straßen gehen?! Ebenso wie Oxfam-Kampagnenleiter Kalinski, der die Entwicklung wachsender Ungleichheiten als „katastrophal“ für den Zusammenhalt von Gesellschaften bewertet (siehe hier), sehen unsere Graffiti-Deuter*innen aus Eimsbüttel hierein eine ernsthafte Bedrohung unserer aller Zukunft.

 

PS: Sehenswert ist auch die hier verfügbare Dokumentation „Ungleichland“.


Klimaziele verfehlt

SZ online: Die Klimakrise verschärft sich

 

"Dass sich Streit abzeichnen würde, ließ sich zu Beginn des brisanten Treffens der Regierungskommissio schon an den vertraulichen Tischvorlagen erkennen. Gleich auf der ersten Seite des Berichts "Wege zur Erreichung der Klimaziele 2030" fanden die 20 Teilnehmer einen großen roten Warnhinweis: "Alle Zahlen sind als Platzhalter zu verstehen". Es gibt "keine abgestimmte Version". Ziel des Treffens für mehr Klimaschutz im Verkehrsbereich war es, genau die zu erarbeiten. Doch das misslang. Nach 17-stündigen Beratungen einigten sich die Experten nur auf einen Minimalkonsens. Vom geplanten Bericht verabschiedeten die Teilnehmer nur die ersten drei Kapitel und eine Zusammenfassung - das Kapitel vier, das Instrumente enthalten sollte, wurde komplett gestrichen. Das reicht bei weitem nicht aus, um die Klimaziele der Regierung bis 2030 zu erreichen.

Die AG sollte eigentlich Maßnahmen vorschlagen, mit denen sich die Emissionen des Verkehrs von den derzeit knapp 170 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr auf unter 100 Millionen im Jahr 2030 senken lassen. Der gefundene Konsens aber reicht laut Teilnehmern bei Weitem nicht aus. Selbst wenn alles umgesetzt würde, worauf sich die Vertreter der Industrie, der Umweltverbände und Verbraucherschützer bisher einigen konnten, bliebe noch eine Lücke von 16 bis 26 Millionen Tonnen. Weitergehende Maßnahmen scheiterten den Kreisen zufolge am Widerstand von Autoindustrie und Verkehrsministerium."


#MENETEKEL MONTAG

Unser Untergang droht durch... Klimawandel

MOVES SOON KIDS HORST NLS SOON

Bald passiert etwas.

Deine Hybris bedroht dein Leben.

Die Wiege deiner Kinder ist nicht mehr sicher.

 

Auch in Harburg haben Schüler*innen Menetekel, also unheilvolle Zukunftsvorhersagen, an den Wänden ihres Stadtteils gefunden und gedeutet. Ihre Prognose: Der Lebensraum der Menschen und damit auch ihr Leben selbst sind der direkten Gefährdung ausgesetzt. Als Grund für den drohenden Lebensraumverlust sehen die jungen Zeichendeuter*innen eindeutig den Klimawandel.

 

Seitdem die Kunde auf der Pressekonferenz am 22. Februar 2019 publik gemacht wurde, ist nichts mehr, wie es vorher war. Das Stadtbild in Hamburg und an vielen Orten der Welt ist immer öfter durch Klimaproteste gekennzeichnet. Die drängende Thematik ist stark in die öffentliche Diskussion gerückt. Anzeichen dafür, dass die Prophezeiung Realität wird, mehren sich in Form von zerstörerischen Naturereignissen und –entwicklungen auf allen Kontinenten. Die Berichte von Klimawissenschaftler*innen erreichen neue Brisanz und machen vor allem deutlich: Wir wissen, die Verbrennung fossiler Rohstoffe hat verheerende Folgen – tragische Rekordwerte reihen sich aneinander. Doch vor allem wissen wir, dass wir nicht wissen. Denn ein Überschreiten von sogenannten Kippelementen kann nicht abschätzbare Vorgänge auslösen. Der Klimawandel ist ein globales Phänomen und so bezieht sich das Menetekel unweigerlich auf die gesamte Erde. „Our house is on fire.“, wie die Klimaaktivistin Greta Thunberg es fasst.

 

Doch welche konkreten Bedrohungen lässt die Prophezeiung erahnen und welche zeigen sich schon jetzt? Wer ist zuerst betroffen und wer hat die Verantwortung zu tragen? Ist die Aufrüstung der Flutschutzmauern und der Deiche wirklich das Einzige, das Hamburg dem Meeresspiegelanstieg entgegensetzen kann und wie lang wird das genügen?

 

Für die Diskussion auf dem Futurologischen Kongress im Mai lohnt es sich, sich schon jetzt zum Thema Meeresspiegelanstieg als eine Folge von Klimawandel zu informieren. Das Interview mit Anders Levermann lässt abschätzen, wie sich der im Zuge der Erderwärmung steigende Meeresspiegel auf den Menetekel-Fundort Harburg auswirken wird. Informationen zur Vorhersagbarkeit, bzw. Unvorhersagbarkeit der in der Heißzeit-Studie beschriebenen Kippelemente finden sich hier als Video und hier in einem Artikel, in dem von einem möglichen Meeresspiegelanstieg von bis zu 60 Metern die Rede ist. Was der Klimawandel schon jetzt für die Menschen auf den Fidschi-Inseln bedeutet, lässt sich hier erahnen.

 

Hier zum Interview über den sich beschleunigenden Meeresspiegel mit Anders Levermann


Jugendprotest im Bundestag

In der Reichstagskuppel wurden am 18. März 2019 Banner mit der Aufschrift „Fridays for Future“, und „Jugendrat mit Zukunftsveto“ ausgerollt. Wie die taz berichtete, ketteten sich AktivistInnen zwischen 17 und 22 Jahren im Bundestag an, um politisches Mitspracherecht und mehr Repräsentation für die Jüngsten in der Gesellschaft zu fordern. Sie verlangen einen Jugendrat, der die Bundespolitik berät und ein Kinderwahlrecht, nach dem Kinder wählen dürfen, sobald sie sich zur Wahl anmelden. Denn schließlich seien sie es, die später durch die Entscheidungen von heute betroffen seien. „Wir wollen nicht mehr gezwungen sein, den Erwachsenen in dieser Gerontokratie vertrauen zu müssen“, rief die Sprecherin Tracy Osei-Tutu den touristischen Besucher*innen zu.

 

Bericht in der taz


#MENETEKEL MONTAG

Unser Untergang droht durch… Automatisierte Waffentechnik

 

JOSEF 666 029 JUDAS RESET 180 FAZIT T400

Im Traum erscheint der Teufel.

Der Neustart endet mit Umkehr.

Es kommt zum Krieg der Maschinen.

 

Schüler*innen Bergedorfs lasen die Zeichen der Zukunft und prophezeiten den Untergang durch automatisierte Waffentechnik. Überall auf der Welt nehmen Menschen nun die Schriftzüge auf den Wänden der Stadt Hamburgs ernst und fragen sich, was künstliche Intelligenz in Waffentechnologien für uns und die Zukunft bedeutet. Die Kunde verbreitet sich von Mund zu Mund und Munkeln wird zu Raunen wird zu Rufen.

Wir haben uns nun umgehört und umgeschaut und die Gerüchte und lange still gehegten Befürchtungen für euch verdichtet. Die Zeichen sehen düster aus. Maschinen treffen Entscheidungen über Leben und Tod, über Krieg und Frieden. Internationaler Wettbewerb in der Waffenindustrie stellt sich gegen ethische Bedenken im Ring auf. „Science-Fiction wird Realität.“ Google kooperiert mit dem US Militär und es stellen sich die Fragen: In wessen Händen sind halbautonome Waffengeräte legitim? Und wie trifft ein Mensch die letzte Entscheidung über Leben und Tod, wenn er oder sie nicht versteht, wie die Maschine zu den Ergebnissen gekommen ist, auf deren Grundlage er*sie entscheiden soll? Oder sind Roboter nicht einfach die besseren Menschen? Und: Was ist Memetische Kriegsführung bzw. wie hängt diese mit sog. Troll-Terrorismus zusammen?

Welche Bedenken, verführerische Versuchungen und Zugzwänge sich in den Prophezeiungen einer unbekannten und bedrohlichen Zukunft verquicken, benennen die in Besorgnis geratenen Menschen in den hier verlinkten Beiträgen. Um beim Futurologischen Kongress vom 24.-26. Mai im SchauSpielHaus gut vorbereitet zu sein auf die Aufgabe, die nicht weniger umfasst, als über die Zukunft Bergedorfs, der Stadt Hamburg und der Menschheit zu entscheiden, könnt ihr euch damit vorbereiten und in die Prognosen einlesen /-schauen. Wie künstliche Intelligenz die Kriegsführung revolutioniert, erfahrt ihr hier, wie bedrohlich smarte Kriegswaffen in falschen Händen werden können, seht ihr hier und wie teilautonomen Waffensysteme bereits eingesetzt werden und welche Gefahren das birgt könnt ihr hier nachlesen. Wer sich dafür interessiert wie sich Rassismus und Frauenfeindlichkeit in der Netzkultur zu einer gefährlichen Form der Kriegsführung entwickelt, kann hier mehr darüber lesen und sich fragen, ob auch das eine Form der automatisierten Waffentechnik ist.


#MENETEKEL MONTAG

7 Menetekel, unheilvolle Prophezeiungen an den Wänden Hamburgs, wurden gedeutet. Hier teilen wir mit euch jeden Montag die sich verdichtenden Anzeichen des drohenden Untergangs.

 

Jüngst haben Schüler*innen aus sieben Hamburger Stadtbezirken Graffiti an den Wänden gelesen und gedeutet. Die daraus abgeleiteten Zukunftsprognosen haben sie auf einer Pressekonferenz im SchauSpielHaus am 22. Februar 2019 dem schockierten Publikum präsentiert. Nun ist alle Welt in Aufruhr: Wissenschaftler*innen allerorten sammeln weitere Hinweise auf den drohenden Untergang. Daraus entsteht ein schnell anwachsendes Netz an Warnungen, die die unheilvolle Zukunft in mannigfaltiger Weise darlegen. Von diesen werden wir die wichtigsten ab jetzt immer montags mit euch teilen.

Diese Informationen dienen zur Vorbereitung auf den Futurologischen Kongress im Schauspielhaus vom 24.-26. Mai. Wir rufen euch dazu auf, dort gemeinsam mit Expert*innen, Schüler*innen und anderen in Besorgnis geratenen und engagierten Menschen Entscheidungen für unser aller Zukunft zu treffen…


Antibiotika als Todesursache Nummer eins

Wir stehen kurz vor der „post-antibiotischen Ära“ – einer Zeit, in der antibiotika-resistente Keime drohen, zur weltweiten Todesursache Nr. 1 zu werden. Auf globaler Spurensuche nach Gründen und Lösungen für diese Entwicklung informiert die Dokumentation von Michael Wech über die stetig wachsenden Gefahr von Antibiotikaresistenzen. Im Mittelpunkt des Films stehen die „Resistance Fighters“ selbst: Ärzte, die verzweifelt dagegen ankämpfen, Wissenschaftler, die aufbegehren, Patienten, die mit dem Tod ringen und Diplomaten, die sich für konkrete Lösungen einsetzen. Ein hochspannendes Portrait einer zunehmend unkontrollierbaren Krise. Der Dokumentarfilm "Resistance Fighters – Die globale Antibiotika-Krise" wird am 19. März 2019 um 20.15 Uhr auf Arte gezeigt.

 

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"The words of the prophets are written on the subway walls" - Der singer/Songwriter paul simon als erster graffiti-deuter

Quelle: Wikimedia CCO
Quelle: Wikimedia CCO

Bei der Frage, wer zuerst auf die Bedeutung von Graffiti als Menetekel hingewiesen hat, wird in der Regel der Künstler und Kunsttheoretiker Bazon Brock mit seinem 2002 erschienen Artikel Graffiti als Menetekel genannt (siehe unten). Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Brock seinerseits diese Idee dem amerikanischen Singer/Songwriter Paul Simon verdankt: Auf der 1964 gemeinsam mit Art Garfunkel aufgenommenen, erfolglosen LP Wednesday Morning, 3 p.m. findet sich der später zum Welthit avancierende Song Sound of Silence, in dem Simon die Vision einer technisierten und gleichzeitig offenbar kommunikationsgestörten Zukunft entwirft. “And the people bowed and prayed/To the neon god they made/ And the sign flashed out its warning/ In the words that it was forming/And the sign said, "The words of the prophets are written on the subway walls/ And tenement halls" heißt es in der entsprechenden Strophe des Songs. Simon sieht seine Rolle als Deuter des Menetekels Anfang der 60er Jahre noch eindeutig pessimistisch, seine Botschaft dringt nicht zu den verblendeten Massen durch: „My words, like silent raindrops fell/ And echoed/ In the sound of silence.“ Erst viel später, etwa um 1968 herum, und genau das dokumentiert auch die Erfolgsgeschichte seines Songs, kann er die gesellschaftlichen Möglichkeiten der Graffiti-Deutung positiver einschätzen.

 

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DER künstler und kunsttheoretiker Bazon brock über graffiti als menetekel

Quelle: wikimedia CCO
Quelle: wikimedia CCO

„Was uns die Sprayer mit ihren Menetekeln sagen wollen, ist: Ergreift die Flucht! Es geht nicht um den Schrecken allein, sondern um das Initiieren einer Bewegung, weg: in Richtung des Fluchtpunkts der Geschichte.“

„Reden wir so über Graffiti, gehen wir weit über die Erörterungen hinaus, die etwa Cohn-Bendit führt, wenn er sagt, den Kids müßte doch erlaubt sein, sich die Stadt anzueignen, wie sie wollen. Er versteht das Sprayen damit als eine Art Jugendstreich, aus Lust die Wände zu beschmieren. Das ist ebenso kurz gefasst wie der Rückverweis auf alte zivilisatorische Anstrengungen, wie sie im Streit zwischen Dürr und Elias thematisiert werden: Bei Graffiti geht es um mehr als das Durchbrechen alter Tischzuchten, um mehr als um den Verstoß gegen normative Verhaltensvorschriften für Menschen in Gesellschaft.“

„Die Graffiti leiten – ähnlich wie das Haupt der Medusa – eine Abwendung erzwingende Bewegung zur Flucht ein.“

„Wer in der aktuellen Lebensgegenwart keinen Anlass zum Fliehen hat, braucht die Geschichte nicht. Und wer einer schreckenerregenden, furchterregenden Unbekanntheit begegnet, die Quelle der Furcht aber nicht zerstören oder verdrängen will, dem bleibt gar nichts anderes als die Flucht zum Bekannten. Das ist schließlich das Fruchtbarste, was jede Art von Avantgarde-Tätigkeit erreichen kann. Die Graffiti-Artikulationen sind eine Avantgarde des sozialen Verhaltens. Sie sind unzugänglich, unbekannt etc., und wir ergreifen vor ihnen aus einleuchtenden Gründen den Weg zurück zu dem, was uns bekannt erscheint.“                               

 

Zum kompletten Text


Umweltökonomin Claudia Kemfert im interview


Wie groß muss die kritische masse "offener menschen" sein, um gesellschaft zu verändern?

Quelle: wikimedia CC0
Quelle: wikimedia CC0

„5%. Soziale Bewegungen gehen immer von Minderheiten aus. Die Gesellschaft ist bewusstseinsmäßig so aufgeteilt, dass 5-10% ein Avantgarde-Denken haben, weitere 5–10% sind extrem konservativ und die restlichen 80% interessieren sich einen Scheiß für irgendwas und machen alles mit. Also ist ein Lebensstilwandel, der von 5% auf die Wege gebracht wird, effektiv.“

 

Zum Interview mit Harald Welzer


zukunftsschau: quatsch oder wissenschaft

Quelle: wikimedia CC0
Quelle: wikimedia CC0

In seinem Buch Die Wahrsagekunst im Alten Orient stellt der Assyriologe Stefan M. Maul die Frage, wie politische Entscheidungen, die von der obskuren Kunst der Eingeweideschau abhingen, über Jahrtausende hinweg stabile Verhältnisse bewirkten. Er weist auf die methodische Ähnlichkeit altorientalischer Zeichendeutung und Versuche moderner wirtschaftswissenschaftlicher Zukunfts-bestimmung hin: Hyperkomplexe Systeme und extrem deutungsoffene Ergebnisse. Die Nähe zur Graffitologie ist evident. 

 

„Es drängt sich die Frage auf, wie es denn sein konnte, dass nicht nur Privatleute, sondern auch die machtbewussten Herrscher und hartgesottenen Generäle ihre Entscheidungen von dem Urteil der Wahrsager abhängig machten, deren Kunst doch – zumindest aus dem Blickwinkel unseres eigenen Weltbildes – als obsolet bezeichnet werden muss. Umso beunruhigender erweist sich da die nicht von der Hand zu weisende Erkenntnis, dass die auf den Schultern von Zeichendeutern liegende Politikberatung keineswegs Chaos und Niedergang begünstigte. Vielmehr konnten die von Wahrsagern geprägten Formen der politischen Entscheidungsfindung über Jahrtausende hinweg stabile Verhältnisse bewirken…“  

 

Stefan M. Maul, „Die Wahrsagekunst im Alten Orient“