HAMBURGER MENETEKEL

Zukunftslabor MITTE: Stadt als Beute

Während in Harburg vor einem steigenden Meeresspiegel gewarnt wird, schreit in Mitte die Gefahr eines steigenden Mietspiegels von den Wänden. Die Stadt ist Beute, Miethaie lauern. Der Wohnungsmarkt ist ein umkämpfter Raum. Persönliche Schicksale zählen in Kampfstrategien nicht. Sobald sich die Gelegenheit bietet, sind Großinvestor*innen zur Stelle, um ihr Geld in den gewinnverheißenden Gemäuern der populären Großstädte anzulegen. Betongold. Internationale Pensionskassen stellen in Deutschland die zweitgrößte Käufer*innengruppe für Wohnimmobilien dar. Sie sind bereit – und in der Lage – Höchstpreise zu bezahlen. Doch das soll sich natürlich lohnen. Damit es das tut, werden die Mieten angehoben. Fällige Sanierungen werden als Modernisierung ausgegeben, um weitere Mietpreissteigerungen zu rechtfertigen. Ein schneller Mieter*innenwechsel ist gewünscht, denn jeder Wechsel ist eine Chance, an den Rädern des Mietpreises zu drehen und die Mittel, um Mieter*innen zum Ausziehen zu bewegen, sind divers. Wer bei der nächsten Erhöhung nicht mithalten kann, muss weichen. Aber auch die Stadt Hamburg selbst versteht sich, wie inzwischen fast alle Städte, als Unternehmerin auf einem hart umkämpften Markt um Investitionen, Firmen und Kreativkräfte. Investitionen bedeuten Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. In einer Stadt zu leben, bedeutet Arbeitsteilung und damit auch Abhängigkeit. Sich selbst zu versorgen, ist im städtischen Umfeld so gut wie unmöglich. Doch die Strukturen in einem auf Wachstum und Globalisierung ausgerichteten Wirtschaftssystem scheinen ein Leben in Subsistenzwirtschaft für die meisten unmöglich zu machen. Immer mehr Menschen leben deshalb in Städten. Im Jahr 2050 werden es mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung sein.


Die Expertinnen

Renata de Carvalho do Val, Sonja Kanemaki, Katharina Schmidt und Martina Neuburger sind Teil der Arbeitsgruppe »Kritische Geographien Globaler Ungleichheiten« am Institut für Geographie der Universität Hamburg. Hier beschäftigen sie sich aus einer kritischen Perspektive heraus mit der Verräumlichung bestehender Ungleichheits- und Machtverhältnisse in unterschiedlichen Kontexten. Dabei liegt der gemeinsame Fokus darin, diese nicht als gegebene Bedingungen zu akzeptieren, sondern ihre gesellschaftliche Produziertheit aufzuzeigen und damit Möglichkeiten der Transformation herauszuarbeiten. 

 

Die Performer*innen

Oskar Genegel, Jula Uhlich, Finn Rieken, Nicolas Radwe